AUSZEICHNUNG

Stakeholder Engagement in Zeiten des Misstrauens

Tiziana Gaito befasste sich in ihrer erfolgreich abgeschlossenen Dissertation mit dem Thema Stakeholder Engagement in schwierigen Beziehungen und insbesondere solche, die von Misstrauen und sogenannten unlösbaren Konflikten geprägt sind. Dies tat sie im Rahmen des SNF-Projekts «Stakeholder Misstrauen» unter der Leitung von Sybille Sachs und Antoinette Weibel. Ihre Forschung, die von der Universität St. Gallen mit dem Dr. Peter Werhahn-Preis ausgezeichnet wurde, präsentierte sie im Sommer 2024 an der European Academy of Management (EURAM) Konferenz in Bath. Im Podcast «HWZ OnAir: In a nutshell» befassen wir uns zusammen mit Tiziana Gaito mit diesem Thema.

Portrait tiziana gaito 2

Misstrauen in Beziehungen, sei es zwischen Personen, sozialen Gruppen oder Unternehmen, kann eine Beziehung stark beeinträchtigen. In der aktuellen Podcast-Folge begrüssen wir Tiziana Gaito, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin an der HWZ. Vor Kurzem hat sie ihre Dissertation zum Thema «Stakeholder Engagement auf der dunklen Seite» an der HSG erfolgreich verteidigt. Die Dissertation war Teil des vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projekts «Stakeholder Misstrauen» unter der Leitung von Prof. Dr. Sybille Sachs und Prof. Dr. Antoinette Weibel. In ihrer Arbeit hat Tiziana sich intensiv mit schwierigen Beziehungen zwischen Unternehmen und ihren Stakeholdern (bspw. Kund:innen, Investor:innen, Projektpartner:innen, NGOs) auseinandergesetzt, insbesondere dort, wo Misstrauen und Konflikte vorherrschen.

 

Was ist das Schwierigste für Unternehmen, wenn die Beziehungen von Misstrauen geprägt sind?

Psychologisch betrachtet ist Misstrauen ein destruktiver Zustand: Wir haben dann das Gefühl, dass sich das Gegenüber so verhalten wird, dass es uns schadet. Und basierend auf dieser Erwartung verhalten wir uns in der Beziehung: Wir nehmen eine Angriffshaltung ein oder versuchen, uns zu schützen, indem wir nicht mehr kommunizieren. Deswegen ist Misstrauen ist ein Zustand, der schwer zu überwinden ist und zu «unlösbaren Konflikten» führt, die meistens mit hohen finanziellen, zeitlichen und menschlichen Kosten für involvierte Personen und Unternehmen verbunden sind.

 

Wie können Unternehmen (potenziellem) Misstrauen entgegenwirken?

Diese Strategien und Praktiken im Umgang mit Misstrauen können die vertrauensbildenden Strategien und Praktiken ergänzen, die in vielen Unternehmen bereits existieren:

  • Zu verstehen, was Misstrauen ist und wie es sich zeigt, hilft, Warnsignale zu erkennen und dem Misstrauen frühzeitig entgegenzuwirken.
  • Kritische Stakeholder gut zu kennen und in regelmässigem Kontakt zu sein hilft, Konfliktpotenzial zu erkennen. Insbesondere Differenzen in Wertvorstellungen bergen auch Innovationspotenzial. In begleiteten Multi-Stakeholder-Prozessen können diese weiter ausgelotet werden.
  • Als nicht involvierte Mitarbeitende und Führungskräfte können wir Verantwortung übernehmen, indem wir auf neutrale Drittparteien (bspw. Mediator:innen, Klärungshelfende, prozessbegleitende Personen) aufmerksam machen. Durch ihre Brückenbildung können sie neue (Lösungs)Wege eröffnen, wenn dies für involvierte Personen und Unternehmen unmöglich scheint.