EVENT | FACHTAGUNG

Vertrauen durch Nähe: die Stärke der Regionalität

Verbraucherinnen und Verbraucher stellen bei Regionalprodukten starke und positive Assoziationen her. Dies im Gegensatz zu Schweizer Produkten, die weniger mit ökologischen und sozialen Aspekten verbunden werden. Die Unterscheidung zwischen «regional» und «lokal» wird von den Konsumentinnen und Konsumenten kaum wahrgenommen. Dennoch ist es erwiesen, dass die Zahlungsbereitschaft bei Regionalprodukten im Vergleich zu lokalen Produkten deutlich höher ist. Die Ergebnisse einer neuen Studie von Dr. Stephan Feige, Leiter der Fachstelle für authentische Markenführung an der HWZ, und Marianne Altgeld von LINK wurden während der 5. Fachtagung Regionalprodukte am 25. Januar 2024 an der HWZ präsentiert.

Best teacher dozierendentag 2024 header

An der 5. Fachtagung für Regionalprodukte an der HWZ nahmen Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis teil, darunter Manfred Bötsch, Präsident des Vereins Schweizer Regionalprodukte, Urs Gfeller, Initiator der Hofladen «Coopérative Bio26» in Freiburg, Heinz Müller, Mitinitiator des genossenschaftlichen Projekts Swiss Nuss, und Lukas Bucheli, Gründer von NOULA. Die Herausforderungen des lokalen Direktvertriebs sowie Erkenntnisse aus zwei Projekten wurden von Adrian Maurer, Produktmanager bei LocalOn-ly.ch, und Daniel Hochuli, Co-Geschäftsleiter von Jack Ripe, präsentiert.

Die Fachtagung wurde von verschiedenen Medienpartnern unterstützt, darunter foodaktuell.ch, Schweizer Bauer, UFA Revue und persönlich.

 

Herausforderung Regionalprodukte

Der ausschliessliche Verkauf von Produkten in der eigenen Herstellregion gestaltet es für abgelegene Regionen und Produzenten äusserst herausfordernd bis nahezu unmöglich, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Ein beträchtlicher Teil der Kaufkraft und Nachfrage konzentriert sich faktisch in den Ballungszentren. Konsumentinnen und Konsumenten möchten eine direkte Verbindung zu Regionalprodukten spüren, wobei der Onlinehandel bei regionalen Angeboten aufgrund von Zustellgebühren bisher nur schwer Fuss fasst. Innovative Handelskonzepte zeigen vielversprechende Ansätze, indem sie Sortimente bündeln und über eine Plattform anbieten. Beispiele hierfür sind Initiativen wie RegioHerz in St. Gallen oder die Coopérative Bio26 in Freiburg. Beide sind nach dem Prinzip eines Hofladens in der Stadt konzipiert und bieten eine attraktive Alternative für Produzente und Verbraucher an. 

 

Gefahr Localwashing

Kundinnen und Kunden erwarten eine nachhaltige Produktionsweise von Regionalprodukten, wie die Auswertungen der Studie zeigen. Diese beinhalten auch ein hohes Tierwohl, faire Rohstoffpreise für die Landwirtinnen und Landwirte und oft auch eine ökologische Produktion. Die offiziellen Anforderungen, die von den Labelanbietern überprüft werden, stellen mehrheitlich nur auf die Herkunft der Rohstoffe und den Herstellungsort ab. Die Branche sollte prüfen, inwiefern sie die über die Herkunft hinausgehenden Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten noch besser erfüllen kann, um den jetzigen Vertrauensvorschuss einzulösen.

 

Der Weg zur Kundin und dem Kunden

Manfred Bösch, Präsident des Vereins Schweizer Regionalprodukte, informierte über die dynamischen Entwicklungen im Detailhandel. Coop hat kürzlich die Richtlinien dieses Vereins, insbesondere das Label «regio.garantie», für das Programm «Miini Region» übernommen. Das Ziel ist, die Richtlinien für Regionalprodukte landesweit einheitlich, unabhängig und verbindlich zu kommunizieren. Der Verein setzt sich dabei auf nationaler Ebene für die Interessen der Regionalprodukte gegenüber Kantonen, dem Bund, dem Handel und bäuerlichen Organisationen ein. Die Nutzung der Marke «regio.garantie» ist ausschliesslich zertifizierten Betrieben vorbehalten, was Vertrauen und grosse Glaubwürdigkeit schafft.

 

Hofladen in die Stadt bringen

Ziel von Urs Gfeller, Initiator des Hofladens Coopérative Bio26 in der Stadt Freiburg, ist es, einen Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte in der Stadt anzubieten und damit den traditionellen Hofladen direkt in urbane Zentren zu bringen. In der Umgebung von Freiburg haben sich dazu 40 Produzentinnen und Produzenten zu einer Coopérative zusammengeschlossen. Ihre Produkte werden in der Stadt in einer Markthalle angeboten. Es sind ausschliesslich Bioprodukte aus der Region des Vorwahlbereichs 026. Fleisch- und Wurstwaren, Käse, Brot, Konfitüre und lokale Weine gehören zum Sortiment.

 

Regionale Nüsse knacken

Schweizer Baumnüsse gewinnen zunehmend an Marktwert, insbesondere im Zusammenhang mit der beliebten Bündner Nusstorte, die bisher teilweise mit überregionalen Zutaten hergestellt wurde. Heinz Müller, Mitinitiator des genossenschaftlichen Projektes «Swiss Nuss», setzt sich intensiv mit dem Baumnussmarkt auseinander. Bisher enthalten nicht alle Nusstorten aus Graubünden ausschliesslich lokale Zutaten, da Nüsse oft aufgrund begrenzter Verfügbarkeit importiert werden. «Swiss Nuss» strebt an, diese Lücke zu schliessen, indem aktiv der Anbau von Baumnüssen in der Schweiz gefördert wird. Es ist wichtig, die Kundinnen und Kunden dafür zu sensibilisieren, den Wert regionaler Produkte finanziell anzuerkennen.

 

Burrata und Mozzarella von der Schweizer Kuh

Dass «Italianità» und «Fribourgeoisie» bei Milchprodukten genussvoll verschmelzen können, zeigt der Betrieb von Lukas Bucheli, Gründer von NOULA – la nouvelle laiterie. Der Betriebsökonom und heutige Käser komponiert aus Freiburger Milch einzigartige Produkte, die mit regionalem Safran, Trüffel oder Kürbis verfeinert werden. Daraus entstehen in der Branche einzigartige Rezepte für Burrata und Mozzarella, die sich einer steigenden Nachfrage erfreuen. Eine Expansion wird angestrebt, um auch Interessenten im Premium-Bereich wie bei Manor oder Coop mit grösseren Mengen bedienen zu können.

 

Direktvertrieb bleibt herausfordernd

Der lokale Direktvertrieb von Regionalprodukten bleibt aus wirtschaftlicher Sicht eine anspruchsvolle Herausforderung, wie die Geschichten der beiden Startups LocalOnly.ch (Service der Schweizer Post) und Jack Ripe verdeutlichen. Beide Vertriebsplattformen, geleitet von Adrian Maurer und Daniel Hochuli, konnten bisher ihre Modelle nicht nachhaltig erfolgreich etablieren. Der Hauptgrund für die Herausforderungen beim Direktvertrieb von regionalen Produkten liegt darin, dass Kunden häufig nicht bereit sind, die angemessenen Kosten für den Lieferservice zu akzeptieren. Zusätzliche Kostensensibilisierung ist hier zukünftig gefragt. 

  • der Integration reflexiver Praxis in die Hochschullehre (moderiert von Ella Stadler-Stuart)
  • dem Einsatz von AI in der Lehre und der Neuausrichtung von Bachelor- und Masterarbeiten unter dem Einfluss von AI (geleitet von Claude Meier, Laurence Pestalozzi und Daniela Spälti) und
  • der Frage, wie Nachhaltigkeit in der Lehre gefördert werden kann (mit Tiziana Gaito).

 

Best Teacher 2024: Elisabeth Dalucas

Nach einem Round-up der World-Cafés folgte der Höhepunkt des Tages: die Verleihung des «Credit Suisse Award for Best Teaching 2024». Die Nominierten waren:

  • Mathias Bamert
  • Elisabeth Dalucas
  • Bettina Freihofer
  • Melanie Knobelspies
  • Dominik Vordermann

Die begehrte Auszeichnung, die zum letzten Mal unter diesem Namen vergeben wurde, ging in diesem Jahr an Elisabeth Dalucas, die durch ihre innovative und engagierte Lehrtätigkeit einen besonderen Beitrag zur Qualität der Ausbildung an der HWZ leistet. Elisabeth Dalucas unterrichtet in den Studiengängen Betriebsökonomie und Business Communications, unter anderem zu Themen wie Leadership, Organisationsmanagement, Führungslehre und -kommunikation sowie Selbstführung.

Der Award wurde in diesem Jahr zum 17. Mal vergeben. Aufgrund der erfolgten Fusion von UBS und Credit Suisse wird die Auszeichnung in Zukunft nicht mehr durch die Credit Suisse Foundation ausgerichtet. Ab nächstem Jahr wird der «Award for Best Teaching» voraussichtlich unter neuem Namen und unter einer neuen Trägerschaft überreicht werden. 

Best teacher dozierendentag 2024

 

Was hat dich in der kurzen Zeit vielleicht überrascht oder besonders begeistert, als du die HWZ und das Team näher kennengelernt hast?

Die Energie und das unternehmerische Denken der Mitarbeitenden haben mich tief beeindruckt. Die HWZ hat als Organisation einen starken Charakter, und das zeigt sich besonders in herausfordernden Situationen: Dann ziehen alle an einem Strang, unabhängig vom Bereich. Gleichzeitig erlebe ich eine unglaubliche Leistungsbereitschaft – das ist eine Grundlage, auf der man gerne arbeitet.

 

Wenn du einen kleinen Ausblick wagen könntest: Welche Themen oder Projekte liegen dir für das kommende Jahr besonders am Herzen?

Es gibt drei grosse Schwerpunkte. Erstens möchten wir die bereits starke und positive Kultur weiterentwickeln. Diese Kultur ist einzigartig und nicht kopierbar – wir wollen sie noch stärker machen. Zweitens arbeiten wir an der Verfeinerung unserer Strategie, um die HWZ zukunftsfähig zu gestalten. Und drittens werden wir Daten und Technologie konsequent in alle Bereiche der Hochschule integrieren. Sie sollen ein fester Bestandteil der DNA der HWZ werden.

 

Wenn wir Ende nächsten Jahres zurückblicken: Was wäre für dich ein Zeichen dafür, dass wir gemeinsam auf dem richtigen Weg sind?

Wir sind heute schon auf dem richtigen Weg, das steht fest. Unser Ziel ist es, die unternehmerischste Hochschule der Schweiz zu werden – das ist Teil eines mehrjährigen Plans. Wenn wir in drei Jahren zurückblicken, werden wir sehen, wie viel wir erreicht haben. Allein der aktuelle Fortschritt übertrifft bereits jetzt meine Erwartungen.

 

Gibt es etwas, worauf du dich im nächsten Jahr besonders freust?

Die Aufgabe, die ich als Rektor übernehmen darf, erfüllt mich mit grosser Freude. Es begeistert mich, eine Wachstumsstrategie voranzutreiben und neue Strukturen aufzubauen, denn ich bin kein Verwalter, sondern jemand, der gerne gestaltet.